Zipped

Handy für Knackärsche

Irgendwie tat mir der Produktmanager leid. Aus Wien eingeflogen, legte er einer Handvoll Journalisten die praktischen Vorteile des ersten gekrümmten Handys LG G Flex dar, das ab Februar für 800 Franken in der Schweiz zu haben sein wird. Er machte das gut, mit Schmäh und komödiantischem Talent. Und er hatte seine Argumente.

So sollen Inhalte wie Filme oder Games auf dem krummen Ding plastischer erscheinen, «weil jeder Punkt den gleichen Abstand zu den Augen hat». Das mag bei curved TV vielleicht noch Sinn ergeben, aber bei Handyschirmen? Und wer hält sie schon ruhig? Zweitens sei ein Smartphone, das sich zu den Enden hin wölbe, viel ergonomischer («die alten Telefonhörer waren ja auch gecurved»). Die gebogene Banane soll eine bessere, drei Dezibel lautere Sprachqualität liefern, weil das untere Ende näher zum Mund reicht und Umgebungsgeräusche besser gefiltert werden. Doch mit Verlaub: Wer telefoniert heute noch? Drittens schmiege sich das gebogene Smartphone viel besser ans Gesäss an, sagte der LG-Mann und versorgte zum Beweis das 6-Zoll-Riesending in seiner Gesässtasche. Wow, wunderbar, aber geht natürlich nur mit Knackarsch.

Last, but not least ist das gebogene Handy flexibel, Akku und Display sind biegbar. «Bis 40 Kilo kann man draufsetzen, damit es flach wird», sagte er und lehnte sich mit aller Kraft aufs LG G Flex vor mir. Ja, das kann man mit einem flachen Gerät natürlich nicht machen. Aber Mitleid kann man haben und hoffen, dass curved Smartphones nur Vorstudien zum rollbaren Bildschirm sind.

Simone Luchetta