Zipped
Goliath Googles Willkür
Simone Luchetta
Ich bin in Trauer-Wut: Google Reader wird am 1. Juli von uns gehen. Ich weiss es seit Tagen, aber in dem Masse, wie der Schmerz über den Verlust abnimmt, wächst täglich die Wut. Die Wut auf Goliath Google, der beim «Frühlingsputz» – so hiess es im Google-Blog – kurzerhand den Google Reader aus seinem Portfolio knallt. Angeblich passt er nicht in die Firmenstrategie. Schon klar: Google will die Massen; die Pflege von Nischenprodukten hält da nur auf.
Dabei habe ich sieben Jahre meines digitalen Lebens mit dem Reader verbracht. Habe mir sorgfältig einen Stream aufgebaut aus RSS-Feeds von Websites, die mich interessieren. Habe ihn gepflegt, neue hinzugenommen, alte rausgeschmissen – mein ganz persönlicher Nachrichtenstrom. Mag sein, dass er ein 40+-Ding ist, na und? Die News kommen dafür aus Quellen, die ICH ganz allein like – ungefiltert, ursprünglich, rein. Keine Secondhandware, kein bereits gelesener Stoff, den mir andere – via Twitter, Facebook – inflationär ans Herz legen.
Und mir wird wieder mal bewusst: Google und Co. machen, was ihnen passt, ohne Rücksicht auf mein kleines Onlineleben. Der Deal – nimm meine Daten, dafür darf ich deine Dienste kostenlos nutzen – gilt nicht ewig. Künftig wird uns nur eines vor dieser Willkür der Goliaths schützen: für Dienste zu zahlen, die einem wirklich wichtig sind.