Blumige Versprechen
Ultrahochauflösende Bravias von Sony sind brillant für Digitalfotos; sitzt man jedoch zu nahe, sind TV-Sendungen schrecklich verschwommen
Nachdem es die ultrahochauflösenden Fernseher bisher nur als Riesenmonitore mit 2-Meter-Bilddiagonale für 25 000 Franken zu kaufen gab, kommen jetzt stubentaugliche Grössen in die Läden. Als Erste sind ab sofort Bravias der X9-Serie von Sony verfügbar. Die kleinere 55-Zoll-Variante KD-55X9005 mit 1,4-Meter- Diagonale ist für 5500 Franken zu haben, die grössere mit 1,65 Metern kostet 8500 Franken.
Sie haben eine Auflösung von 3840 mal 2160 Pixel, das ist viermal so viel wie ein herkömmlicher Full-HD-TV. Das Gute daran ist, dass 4K es dem Zuschauer erlaubt, nah an die Mattscheibe heranzurücken und immer noch ein pixelfreies Bild zu haben – das Heimkino für die kleine Stube. Als Faustregel für den Abstand gilt: 1,5-mal die Bildhöhe.
Weil es erst vier 4K-Filme und keine Datenträger gibt, rechnet ein spezieller Prozessor im Bravia alle Inhalte auf 4K hoch: TV-Sendungen, Web-Videos oder Blu-Ray-Filme. Die Resultate sind unterschiedlich: Blu-Rays werden super scharf ausgegeben, deutlich besser als auf einem Full-HD-TV, wie wir uns im Vergleich überzeugen konnten. Allerdings sieht man den Unterschied erst, wenn man etwa 50 cm ans Bild herangeht. Vom «optimalen Sitzabstand» aus ist er nur schwer erkennbar.
Digital-TV-Sendungen kommen schrecklich pixelig und verschwommen daher; der Eindruck legt sich, wenn man ein paar Schritte zurücktritt; HD-Sender konnten wir leider nicht testen. Auch hochgerechnete DVD-Filme sind erst ab rund vier Meter Abstand geniessbar.
Richtig profitieren kann man von der Ultra-HD-Auflösung ohnehin nur, wenn das eingespeiste Material auch diese hohe Auflösung aufweist. Das von Sony gelieferte Testmaterial, das mit einer 4K-Kamera gefilmt wurde, ist bestechend scharf und unglaublich detailreich – selbst wenn man es aus 20 cm Abstand betrachtet. Das klappt auch mit eigenen Digitalfotos – Diaschauen werden zum puren Genuss.
Mitverantwortlich für das realistische Bild ist ein neues Hintergrundlicht aus blauen statt normalen weissen LEDs, an dessen Oberfläche eine Schicht aus Quantenpunkten – statt herkömmlicher Farbfilter – für ein besonders reines Rot oder Grün sorgt; Triluminos nennt Sony diese Technik, die einen grösseren Farbraum zum Ziel hat. Tatsächlich sind viele Nuancen etwa von Rot oder Kontrastschattierungen von blossem Auge erkennbar – Messungen vom Fachmagazin Heise bestätigen das.
Kinofilme gibt es nur «Mastered in 4K», das heisst, bestehende 2K-Filme wurden in Ultra-HD-Qualität gescannt. Zehn Titel sind es weltweit, vier davon sind hierzulande erhältlich und kosten rund zehn Prozent mehr als eine gewöhnliche Blu-Ray. Das Bild ist schön scharf, aber von blossem Auge kaum von einer hochgerechneten Blu-Ray zu unterscheiden. In den USA bietet Sony eine spezielle Online-Plattform mit ursprünglichen 4K-Filmen an, nicht aber in der Schweiz.
Samsung, Panasonic und LG werden im Herbst ebenfalls mit 4K-TV-Geräten fürs Heimkino folgen. Analysten von Futuresource gehen davon aus, dass 2013 weltweit 780 000 Exemplare verkauft werden, 2,8 Millionen sollen es im Jahr darauf sein. Der Löwenanteil wird in China abgesetzt. Die Preise werden laut Experten rasch fallen; in den USA werden heute schon 50-Zöller für unter 2000 Franken angeboten.
Preis/Leistung ★★✩✩
Bedienung ★★✩✩
Design ★★★✩
Stromverbrauch ★✩✩✩