Der Januskopf aus Moskau und das Blackphone
Das russische Yotaphone ist das einzige Handy mit zwei Bildschirmen, und Silent Circle schützt seine Smartphone-Nutzer vor Geheimdiensten
Nicht nur alternative Betriebssysteme machten am Mobile World Congress (MWC) in Barcelona von sich reden, sondern auch zwei eigenwillige Smartphones, die auf Android basieren.
Zum einen das Yotaphone, das einzige Smartphone mit zwei Bildschirmen. In Barcelona präsentierte die Firma aus Moskau die zweite Auflage des Modells; die erste Version ist seit rund zwei Monaten auf dem Markt.
Noch gibt es nur Office und eine Fitness-App
Der Witz am schicken Yotaphone, das noch in diesem Jahr verfügbar sein soll, ist das Strom sparende E-Paper-Display (EPD) auf der Rückseite das Smartphones. Immer angeschaltet, erlaubt es dem Nutzer, jederzeit auf Nachrichten zu reagieren, ohne den Farbmonitor starten zu müssen. Es eignet sich auch zum Lesen: Die Batterie soll für Tage ausreichen. «Zudem kann der Nutzer den Farbbildschirm abschalten, um Energie zu sparen», sagt ein Yota-Mann mit russischem Akzent am Stand.
Neu können Entwickler ihre Apps und E-Books ans EPD anpassen. Man kann nur hoffen, dass sie das tun. Denn das grösste Problem von Yotaphone ist, dass es erst zwei Apps von Yota selbst gibt – eine Fitness-App und ein Office-Paket – die den zweiten Bildschirm direkt nutzen.
Auch das Privatsphären-Handy Blackphone hatte am MWC seinen ersten viel beachteten Auftritt. «Wir sind keine Telefonfirma, die etwas für den Datenschutz macht. Wir sind ein Datenschutzunternehmen, das ein Smartphone baut», sagte Phil Zimmermann an der Pressekonferenz stolz. Der Erfinder von PGP, dem Verschlüsselungsprogramm für Mails, will auch die Handynutzer vor Geheimdiensten und Hackern schützen.
Das Blackphone sieht smart aus und ist auch in technischer Hinsicht auf der Höhe der Zeit. Es läuft mit dem sogenannten Privat OS, einer abgewandelten Form von Android.
«In der Schweiz ist der Datenschutz verankert»
Das ermöglicht es, mit vorinstallierten Apps von Zimmermanns Firma Silent Circle Nachrichten zu verschlüsseln, sicher zu surfen und abhörsicher zu telefonieren – sofern der andere Teilnehmer auch eine App von Silent Circle installiert hat. Zudem kann der Nutzer bestimmen, welche App worauf zugreift. Allerdings gibt es all diese Sicherheits-Apps auch für herkömmliche Smartphones; wer sie nutzen will, muss indes ein bisschen technisches Verständnis mitbringen.
Genau da setzt das Blackphone an. Es richtet sich an Leute, die ihre Privatsphäre schützen wollen, aber dabei Hilfe brauchen. Entwickler des Blackphone ist das Joint Venture SGP Technologies, das Zimmermanns Firma Silent Circle und der spanische Smartphone-Hersteller Geeksphone gegründet haben. Den Sitz hat die Firma in Genf – aus folgendem Grund: «In der Schweiz ist der Datenschutz im Gedankengut der Bürger und per Gesetz verankert und das Land damit ein idealer Standort für uns», sagt Toby Weir-Jones, Managing Director von Blackphone.
Erschienen in der SonntagsZeitung vom 9.3.2014 (PDF).